Bücher öffnen Welten

Die Welt und die FAZ haben bereits ihre Anerkennung und Empfehlung ausgesprochen - da erübrigt sich mein Urteil beinahe. Ich spreche es trotzdem aus, zumal ich gerne auf dieses Buch hinweise, oder besser: auf die Bilder dieses Buchs. Hier gibt's Fachwerkhäuser in Schubläden, schummrige Kanäle zwischen Bücheregalen, Mehrstöckige Wohnungen in Buchrücken. Detailreiches Eigenleben, wie ich es so zuletzt in den Petersson und Findus Bänden gesehen habe.

Eigentlich stünde diesem Buch auch ein entsprechend großes Format zu, denn die Bilder der fantasievollen Buchwelten sind es, was dieses Buch faszinierend macht (einzig die Menschen wirken darin seltsam eindimensional). Ich finde die Bilder so gelungen, dass ich mir gut vorstellen könnte, die Zimmerwände meiner (zukünftigen) Kinder damit zu tapezieren. Oder meine eigenen Zimmerwände.

Was ich kritischer sehe, ist die Geschichte zu den Bildern. Hauptcharakter ist Peter, der in jenem mehrstöckigem Buchrücken lebt und durch die nächtliche Bibliothek mit Eigenleben streunert - einer »Bibliothek mit vielen tausen Räumen. In ihren Regalen stehen alle Bücher, die jemals geschrieben worden sind.« Peter aber ist auf der Suche nach einem Buch, das fehlt. Ein Buch, das ewiges Leben verspricht. Und so trifft er schließlich auf das »Uralte Kind«, das jenes Buch gelesen hat und es unter Verschluss hält.

Es kommt, was kommen muss: Moral. Ein Sinnspruch auf den Wert des Vergänglichen, die Freuden des Alterns. Und wer denkt bei dem uralten Kind und dem Thema »Buch in Buch« nicht an die unendliche Geschichte? kein Wunder, dass die Frankfurter Rundschau wenig einfallsreich darauf verweist. Aber kann man eine solche Geschichte auf 30 Seiten à ein bis zwei Zeilen Text niederschreiben? Es hätte der Geschichte des Buchs gut getan, sich nur in dem kleinen Universum zwischen Haus und Gartentor aufzuhalten - wie bei Petersson und Findus der Fall. Aber es bleibt dabei: die Bilder-Buch-Welten sind wundervoll.