Der Hilfskoch

oder wie ich beinahe Schriftsteller wurde. Gesellschaftssatire

Es ist schwierig über ein Buch zu schreiben, das mir von Beginn an auf die Nerven ging. Es fängt schon so aufgeregt punktlos-kommareich an:

Ich habe Herrn - beinahe hätte ich seinen Namen hingeschrieben, aber das darf ich, glaube ich, nicht, ich werde also in dem ganzen Buch keinen und keine mit wahrem Namen nennen (nur mich selbst, das schon, ja - und vielleicht den einen oder anderen, den ich nicht mag, oder ehrend, wie zum Beispiel Wim) und muß mir also die Mühe, die zusätzliche Mühe machen, die Namen alle zu erfinden, [...]

Der Satz geht noch eine Weile so weiter und gipfelt schließlich in einem Fragezeichen. Okay, ein bisschen Aufgeregtheit und damit verbundene betonte Witzigkeit ist ja in Ordnung - aber so geht das ganze Buch ...

Der fiktive Ich-Erzähler Stephan Kuggler möchte Autor werden. Zu diesem Zwecke verfasst er ein sprachlich eloquentes aber inhaltlich verkorkstes Werk nach dem anderen. Der Lektor, der sich dies vorlesen lässt, ist eine Figur mit der grauenvollen Angewohnheit, Adverbien und Adjektive mit "o" zu beenden (vielleichto, schado, quaso - später auch "jedochus"). Dieser rät Stephan Kuggler dazu, einen autobiographischen Roman zu schreiben.

Selbst nicht viel (autobiographisches) zu sagen, lernt der Möchtegern-Autor per Verwechslung einen kauzigen Konsul kennen, der den vermeintlich alten Freund gerne in die Welt der Stars ("Soßeijetie") einführt. Nun wird das Buch, trotz unbeirrt atemlos-anstrengendem Erzählstil (irgendwann habe ich mich halbwegs daran gewöhnt), doch noch ganz witzig: naiv und unbekümmert werden Persönlichkeiten beschrieben, deren Namen "er" ja nicht nennen will, die einem dann aber doch irgendwie bekannt vorkommen - und sei es als Stereotyp des Starkults.

"Iwänts" werden subtil ironisiert, die Verlagsbranche wird beim Rundumschlag besonders berücksichtigt - nicht nur, indem die Figur des Lektors mit dem nervenden Sprach-Spleen kariert wird, sondern auch ganz ernsthaft und u.a. wegen der Tatsache, dass hoffnungsvolle Jungautoren nach geglücktem Debüt erst hoch gejubelt werden, um sie dann sehr tief fallen zu lassen.

Dies ist ein Buch, das sich auf einer Lesung am besten bewährt, im Augenkontakt mit dem Autor, vorgelesen durch einen verschmitzt grinsenden Mund. Das selbst Lesen hat mir - aufgrund des Stils und trotz witziger Momente - keinen großen Spaß gemacht.

Der Hilfskoch
Veröffentlicht:
Medium:
Buch
Autor:
Herbert Rosendorfer
Verlag:
Nymphenburger
ISBN:
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