Der Puppensammler

Mila Lippke über die weibliche Emanzipation in Deutschland anno 1880

„Die intellektuelle Bildung soll in keiner Weise dazu führen, dass der große Schatz, den unser deutsches Volk in der Herzensreinheit und Gemütstiefe deutscher Frauen und Mädchen allezeit hochgehalten hat, irgendwie noch eine Beeinträchtigung erfahre“

.. beruhigt der preußische Kultusminister im Oktober 1908 die konservativen Gemüter. Gerade wurde im Bundestag beschlossen, dass von nun auch Frauen in Universitäten ihren "Verstand fördern" dürfen.

Cecilie, die gutbürgerliche Heldin des Romans "Der Puppensammler" ahnt 1878 davon noch nichts, als sie mit ihrem offenbar unmöglichem Traum Medizin zu studieren, der drohenden (weil arrangierten) Hochzeit mit einem Baron entflieht - und dabei in einen Keller gerät, in dem Leichen seziert werden. Der Gerichtsmediziner Hektor von Thorwald hat gerade eine aufwändig hergerichtete Frauenleiche unterm Messer und stellt Cecilie als Assistentin ein, nachdem diese weder beim Anblick des aufgeschnittenen Cerrebrums noch bei abgetrennten Brüsten zusammenklappt.

Als noch weitere puppengleich hergerichtete Mädchen auftauchen, wird das ungleiche Team zunehmend in die Mordermittlung verwickelt. Bis Cecilie sogar ihren ungeliebten Verlobten des Mordes verdächtigt ...

Mila Lippke hat einen unkomplizierten historischen Roman erschaffen, garniert mit politischen und gerichtsmedizinischen Elementen. Dass die Autorin aus dem Drehbuch-Genre stammt merkt man der Geschichte an, die sehr auf das Vorantreiben der Handlung bedacht ist und die Beschreibung von Orten und Personen der Fantasie überlässt. Leider laufen die Handlungsstränge nicht immer zusammen und ihre Figuren bleiben eindimensional, so dass die Geschichte nicht lange im Gedächtnis bleiben wird. Trotzdem: Ein Buch, das ich bis zum Schluss nicht (für lange) aus der Hand gelegt habe. Bleibt nur die Frage - was ist mit jenem blonden Haar auf der Leiche geschehen?

Der Puppensammler
Veröffentlicht:
Medium:
Buch
Autor:
Mila Lippke
Verlag:
List
Kommentar:
Frauenzimmer, Serienmörder und Sozialismus im Kaiserreich
ISBN:
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