Der siebte Tod
Durch die zynischen Augen eines psychopathischen Serienkillers blicken
Die erste Person Singular als Erzählperspektive zu wählen hat den Vorteil, dass sich der Leser mit der Figur leichter identifiziert. Sie eröffnet Gedanken und Gefühle der erzählenden Person. Eine schwierige Perspektive und somit eine selten gewählte, denn der Autor bindet sich an die erzählende Figur, kann die Ereignisse nur anhand deren Wahrnehmungen erzählen. Genau das ist bei diesem Roman gewollt.
Der Leser sitzt im Kopf von Joe, dem "Schlächter von Christchurch". Niemand weiß, dass er der kaltblütige Mörder von sechs Frauen ist. Das hat er auch unter Kontrolle, denn als Putzmann bei der Polizei kann er die dortige Stimmung gut erfassen. Nicht zuletzt weil diese ihm, ahnungslos und gutgläubig, gerne detaillierte Auskunft gibt. Joe weiß den zurückgebliebenen Trottel wirklich gut zu spielen.
Joe, der lakonisch-witzige Mann, dessen Schoten und weise Bobachtungen lächeln lassen. Der bereits auf Seite neun erst einer Katze das Genick umdreht, dann die Besitzerin während der Vergewaltigung an einem Ei ersticken lässt. "Hoppla."
Doch dann stirbt eine siebte Frau. Aber Joe war es nicht. Bestraft werden muss der Fremde dafür - und am besten die Schuld an den eigenen Morden als Beigabe mit ins Grab nehmen.
Der Leser begleitet Joe bei seinen leidigen Nachmittagen auf Mutters Sofa, beim Putzen von Toiletten, bei der Goldfischfütterung. Welche einem Kater als Mahlzeit dienen, und der Leser fürchtet, dass es nicht bei einer toten Katze bleiben wird. Aber auch das würde er der Sympathiefigur Joe, der doch eigentlich ein grausamer Mörder ist, verzeihen. Erstaunlich, wie leicht ich mit einem Psychopathen Freundschaft schließe - wie ich nach und nach eins mit Joe zu werden drohe - und wie Paul Cleave das hinbekommen hat.
- Veröffentlicht:
- Medium:
- Buch
- Autor:
- Paul Cleave. Wer schon immer mal Psychopath sein wollte
- Verlag:
- Heyne
- ISBN:
- 9783453432 Bei Amazon kaufen