Jane Austen - Pride and Prejudice

Stolz und Vorurteil - englische Originalfassung und ungekürzt, gelesen von Sharon Williams

Neulich kam die neuste Verfilmung von Pride & Prejudice im Fernsehen. Einen Tag später konnte man dabei zusehen, wie sich die Internetforen mit Fragen zur besten deutschen Übersetzung des Romans füllten. Ich saß ein paar Tage später im Zug und in der Reihe neben mir saß eine Frau, die prompt eine Übersetzung in den Händen hielt. Die Erwartungen, die der Film geschürt hatte, wurden dann aber schwer enttäuscht. Ihre Ausgabe trug den Titel »Stolz und Vorurteil - das Buch zum Film« (was ja an sich schon ein Affront ist), und sie las es mit sehr irritiertem Gesichtsausdruck. Schließlich legte sie das Buch schwer seufzend auf den Tisch, was ihren Begleiter dazu veranlasste, zu fragen, ob es denn nicht gut sei. »Es ist doch ziemlich langweilig«, meinte sie resigniert.

Ein bisschen verstehe ich das sogar. Jane Austens Sätze überdauern gerne mal eine halbe Seite und mehr - und den Hauptsatz, der von zahlreichen verschachtelten Nebensätzen unterbrochen wird, kann man nur dann im Kopf wieder richtig zusammensetzen, wenn man hellwach und konzentriert ist. Mit der schön gemachten, unkomplizierten Liebeskomödie mit Keira Knightley hat das Buch nur die Charaktere, einige Dialogfragmente und den roten Faden der Geschichte gemein. Hier gilt, mehr noch als bei manch anderer Literaturverfilmung: erst das Buch, dann den Film. Glücklicherweise habe ich einige Jane Austen Bücher gelesen bevor ich von Verfilmungen überhaupt wusste (sonst wäre es mir womöglich wie der Frau im Zug ergangen), auf Deutsch, in einer guten Übersetzung von Ursula und Christian Grawe.

Klar, das Original ist immer noch am besten: aber die englische Fassung zu lesen finde ich ziemlich anstrengend. Deshalb lasse ich sie mir jetzt vorlesen. Fast elf Stunden braucht Sharon Williams dafür. Ungefähr alle fünf Minuten beginnt eine neue mp3 und für den Hörer damit ein neuer Ein- und Ausstiegspunkt. Das passt ungekürzt auf eine mp3-CD - neue Player können das abspielen, auf dem PC läuft es auf jeden Fall. Dort kann man sich auch gleich den Originaltext daneben »legen«, der als PDF ebenfalls enthalten ist, optmimiert für Druck und Bildschirm.

Die Stimme von Sharon Williams ist wie dem 18. Jahrhundert entnommen, richtig schön altmodisch und schrullig, wie vor dem Kaminfeuer mit einer warmen Decke auf dem Schoß.

Jede Figur erhält ihre eigene, subtile Intonation: Mrs. Bennett ist schrill und hysterisch, aus Elizabeths Stimme lassen sich Scharfsinn und Starrsinnigkeit heraushören, während ihre Schwester Jane und ihre Freundin Charlotte beschwichtigend und sanft klingen. Die Stimmen der Männer sind ebenfalls charakteristisch: eine Tonlage tiefer ist Mr. Bennet spitzzüngig, Charles Bingley unbekümmert und überschwänglich, Mr. Darcy spricht bedächtig. Wie bei Elizabeth ist seine Entwicklung in der Geschichte auch an der Stimme wahrnehmbar: der Anflug von Stolz und Distanz wandelt sich schließlich zu Respekt und Bescheidenheit.

Ich muss gar nicht mehr viel sagen: noch besser als selbst lesen.

Jane Austen - Pride and Prejudice
Veröffentlicht:
Medium:
Hörbuch
Autor:
Jane Austen, Sharon Williams (Sprecher)
Verlag:
Bertz + Fischer
Kommentar:
Tolles Buch, super vorgelesen!
ISBN:
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