Kalte Asche
David Hunters 2. Fall - Simon Becketts forensischer Anthropologe ermittelt wieder in sterblichen Überresten
Auf das Erscheinen des zweiten Buches von Simon Beckett habe ich regelrecht hingefiebert. Als ich sein Debüt Die Chemie des Todes in die Hände bekam, versprach das Buch eine spannende Geschichte zu sein, die in England spielt - mit einem Protagonisten, der auf die seltsame Berufsbezeichnung "forensischer Anthropologe" hört.
Ich schlug also das Buch auf, begann in der Straßenbahn auf dem Nachhauseweg zu lesen und hörte erst am frühen Morgen des nächsten Tages wieder auf. Es war eines dieser Bücher, die man sprichwörtlich nicht aus den Händen legt.
Ganz ähnlich verhielt es sich auch mit dem zweiten Band der Reihe, in dem erneut die Figur David Hunter die Hauptrolle spielt. Ich las das Buch im Urlaub: schlug es im Flugzeug auf, setzte es im Auto fort, las im Hotelzimmer und im Restaurant ohne es - zum Leidwesen meiner Begleitung - kaum länger als zehn Minuten aus der Hand zu legen.
Dieses Mal geht es um eine rätselhafte verbrannte Leiche, die Hunter auf die Insel Runa führt. Zunächst deutet alles auf einen Unfall hin. Aber David Hunter wäre nicht forensischer Anthropologe, wenn er aus dem vollkommen zerlaufenen Torso (aus dem unversehrt noch immer die Extremitäten herausragen) keinen Mord lesen könnte.
Um die Ermittlungen zu erleichtern, wird das Dorf zunächst in dem Glauben belassen, es handle sich um einen Unfall. Der inselansässige Kriminalbeamte Brody (weise und pensioniert) sowie der Inselpolizist Fraser (strohdumm und amtierend) stehen ihm dabei mehr oder weniger hilfreich zu Seite. Als die Insel während eines Sturms völlig vom Festland abgeschnitten wird, geschehen weitere Morde. Der Mörder hat beschlossen, alle Spuren und Wisser zu vernichten ...
Ganz klar ist: den zweiten Teil habe ich fast genauso gerne wie Die Chemie des Todes gelesen. Ich mag Becketts Protagonist Hunter, der auch menschlich und gewinnend sympathisch bleibt, wenn er grausam entstellte Menschenteile in Tütchen verpackt. Ein wenig anstrengend war, dass Simon Beckett offensichtlich kein mögliches Ende fulminant genug erschien: bis zur letzten Seite setzt er immer noch eins oben drauf. Auch das schließliche Täterprofil gleicht auffallend dem des Vorgängers. Ein wenig vorhersehbar also, schmälert den Spaß am Buch aber erst gegen Ende.
Simon Beckett vermag es, mit einer spannenden und sprachlich unkomplizierten Geschichte zu fesseln. Seine Bücher gewähren einen sehr intensiven Einblick in den Verwesungsvorgang - dass ich sie interessiert lese, mag daran liegen, dass ich mich in der Welt des forensischen Fernsehens (CSI etc. mit all den enstellten Kadavern, die einfallsreiche Tode sterben) nicht auskenne und für solche Bildereize und Beschreibungen (noch) nicht abgestumpft bin.
- Veröffentlicht:
- Medium:
- Buch
- Autor:
- Simon Beckett
- Verlag:
- Rowohlt
- Kommentar:
- ... diesmal verwachst und verbrannt statt verwurmt
- ISBN:
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