Nichts, was tragisch wäre

Der Konflikt einer Autorin mit ihrer Hauptfigur

Ich habe Heike Geißlers erstes Buch, das gefeierte Debüt »Rosa«, nicht gelesen.

Es ist klar, dass die Autorin in dieser, ihrer zweiten Erzählung, von den Kritikern und Lesern an ihrem preisgekrönten ersten Roman gemessen wird. Das hat sie von mir nicht zu befürchten. Denn mich hat schlicht die Geschichte, nicht etwa die Erwartung des Scheiterns oder Nichtscheiterns der Autorin interessiert.

Es geht in dem Buch »Nichts, was tragisch wäre« um eine namenlose Autorin, die mit ihrer weiblichen Hauptfigur um den Abschluss eines Romans ringt. Das Problem: die Figur will nicht so wie ihre Erfinderin, möchte keine windige Liebesgeschichte angehängt bekommen, hat viel mehr Lust auf einem Pferde davon zu reiten. Die »Lieblingsfigur«, wie sie genannt wird, entwickelt ein Eigenleben. jeder, der selbst schreibt, wird diesen Zwist nachvollziehen können. Jeder, der selbst schreibt, findet in diesem Buch eine kurzweilige (und kurze) Unterhaltung.

Für andere dagegen mag das ewige Ringen, das nicht wissen wer gerade spricht, wer gerade was tut (denn wir haben es hiermit drei Personen zu tun: der erzählenden Stimme Heike Geißlers selbst, der fiktiven Autorin sowie Bildern Hauptfigur) zu langweilig sein. Zudem neigt Geißler zu einer substantivierten, atemlosen, unlinearen Sprache, die konzentriertes Lesen voraussetzt:

Sie saß und aß und las nach dem Essen weiterhin, ihr zweites Zuhause aus Raum und Postkarten statt erkundend; dabei zappelten ihre Füße kaum unter dem Tisch.

Dennoch eine außergewöhnliche und lesenswerte Geschichte.

Nichts, was tragisch wäre
Veröffentlicht:
Medium:
Buch
Autor:
Heike Geißler
Verlag:
DVA
Kommentar:
Autorin, fiktive Schriftstellerin und Hauptfigur im Clinch
ISBN:
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