Psychologie des Alltäglichen

Wer beim Hören des Verlagsnamens C.H.Beck an Fachbücher für Leser universitären Bildungsgrads denkt und deshalb auch vor Büchern mit verheißungsvollen Titeln wie »77 Lektionen, das Leben besser zu verstehen« zurückschreckt, sei beruhigt. Zum ersten ist dieses Buch dünner als mein kleiner Finger, was zum zweiten bedeutet, dass sich die enthaltenen 77 Kapitel auf 132 Seiten (ohne Inhalts- und Quellenverzeichnis und) verteilen, was im Schnitt 1,71 Seiten pro Kapitel macht. Ein durchaus schaffbares Pensum.

Zum dritten sind die Artikel leicht verständlich und heiter geschrieben. Das zeigen Kapitelwie Gute Witze - schlechte Witze, in dem es darum geht, wieso manche Menschen inkompetent sind, wenn es darum geht, Witze zu erzählen. Ganz simpel erzählt Rolf Reber: »Zwei Forscher wollten wissen, ob denn ...«, dann folgt die Versuchsanordnung und das Resultat. Das lässt sich dann nicht immer ganz so mühelos in Worte fassen:

Inkompetenz bedeutet, dass man etwas nicht weiß; dieses Wissen ist aber nicht nur notwendig, um kompetent zu sein, sondern wäre auch notwendig, um erkennen zu können, dass man inkompetent ist.

Manchmal muss man sich eben auch ein wenig konzentrieren. Doch dies immer nur auf kurzer Strecke, so dass dieses Buch auch an Orten mit wenigem Konzentrations- und viel Ablenkungspotentiel ideal zu lesen ist, im Waschsalon etwa oder der Straßenbahn. Jeder der Artikel verweist zum Schluss auf die entsprechende Quellenlektüre, meist mit umständlichem englischen Titel - ich habe so das Gefühl, die bekömmliche und knappe Essenz vor mir zu haben.

Ein pfiffiges Buch mit leicht und lustig verpackten psychologischen Experimenten und Lösungen, die er oft mit einem sehr persönlichen, sympathischen Fazit abschließt. In diesem Zusammenhang auch einen schönen Gruß an Hélène, die ihn trotzdem geheiratet hat, obwohl er ein Glas Cola umgekippt hat.