Wendekreis der Nacht
Hypnotisierende Rhythmen, beklemmende Stimmung, spannender Plot
Der Anfang ist etwas befremdlich. Hypnotisierende afrikanische Rhythmen, eine Frau erzählt beiläufig von ihrem versehentlichen Mord an einer dunkelhäutigen Frau, die ihre Tochter Luz schlug. Auf dem linken Ohr (der linken Box) erzählt sie, auf dem rechten denkt sie. Dann ist auf beiden Ohren, mit realen Hintergrundgeräuschen, der Rückblick. Rechts sachlich-rational, links unterbewusst und entrückt. Erzittern lässt stets die linke Stimme - wenn sie etwa erwähnt, dass ihr Mann ihre hochschwangere Schwester zerstückelt habe.
Jane Doe trägt heute einen anderen Namen und lebt in ihrem Scheindasein unauffällig mit dem kleinen schwarzen Mädchen Luz in einer Wohnung in Miami. Als hochschwangere Frauen ermordet und ihre ungeborenen Kinder ausgeweidet werden, weiß sie, dass ihr afroamerikanischer Mann DeWitt dahinter steckt. Vier Frauen wird er ermorden, auch das weiß sie, dann wird er zu ihr kommen. Weglaufen hilft nichts - also wartet sie. Parallel dazu nimmt der kubastämmige Detective Jimmy Paz die Ermittlungen auf (erzählt auf dem linken Ohr und denkt rechts). Als sich seine und Janes Wege eines Tages kreuzen, muss er die Tatsache akzeptieren, dass es sich bei dem Mörder nicht um einen normalen Menschen handelt ...
Nach dem befremdlichen Anfang baut sich immer mehr Spannung auf, nicht zuletzt wegen der geschickt eingesetzten Hintergrundmusik und den Geräuschen. Auch die Sprecher sind (bis auf einige Schreie und Gelächter) sehr glaubwürdig. Fantastisch realisiert sind die Sprünge zwischen den Erzählsequenzen von Jane und Johnny und den Echtszenen, und die jeweils verwendete Musik, die ebenso abrupt abbricht. Eine spannende, übernatürliche Biographie eines Mörders in doppelter Spielfilmlänge - lediglich das Ende ist dann wieder etwas befremdlich.
- Veröffentlicht:
- Medium:
- Hörspiel
- Autor:
- Michael Gruber
- Verlag:
- Knaur. Hörverlag
- ISBN:
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